Deutsche Sprachgeschichte - Иностранные языки - Скачать бесплатно
Thema I. Entstehen und Entwicklung der deutschen Sprache.
Plan
1. Gegenstand der deutschen Sprachgeschichte.
2. Die deutsche Gegenwartssprache, ihre Existenzformen und die nationalen
Varianten
der deutschen Sprache.
3. Verwandtschaftsbeziehungen der deutschen Sprache.
4. Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte.
5. Vorgeschichte der deutschen Sprache.
6. Das Werden der deutschen Sprache. Das Wort " deutsch ".
7. Althochdeutsch, Mittelhochdeutsch, Frьhhochdeutsch, Neuhochdeutsch.
1. Gegenstand der deutschen Sprachgeschichte.
Diese theoretische Disziplin muЯ die Studenten mit den Anfдngen der
deutschen Sprache vertraut machen. Die Aufgabe dieses Lehrgangs besteht in
folgendem :
1) sprachliche Prozesse zu erklдren, die die deutsche Sprache zu dem
heutigen Zustand gebracht haben;
2) den systematischen Charakter der historischen Wandlungen in der Sprache
und den
Charakter der Zusammenhдnge zwischen den Verдnderungen im phonetischen und
grammatischen Sprachbau aufzudecken;
3) sprachliche Erscheinungen zu erklдren, die heute Ьberreste der
ehemaligen Perioden der Sprachgeschichte sind;
4) die Beziehungen zwischen der Geschichte der deutschen Sprache und der
Geschichte
der deutschsprachigen Gesellschaft zu verfolgen.
Fьr diesen theoretischen Lehrgang sind 32 Stunden vorgesehen:
16 Stunden fьr die Vorlesungen und
16 Stunden fьr die Seminare.
Der Lehrgang schlieЯt sich mit einer Prьfung ab.
2. Die deutsche Gegenwartssprache , ihre Existenzformen und die nationalen
Varianten der deutschen Sprache.
Die deutsche Sprache ist Staatssprache in Deutschland , Цsterreich und
Liechtenstein und ist eine der vier offiziellen Sprachen in der Schweiz und
eine der Sprachen in Luxemburg.
Die Zahl der Deutschsprechenden betrдgt in diesen Lдndern ьber 110
Millionen Menschen.
Die deutsche Gegenwartssprache hat einige historisch bedingte
Existenzformen :
1) die gemeindeutsche nationale Literatursprache,
2) deutsche Territorialdialekte ( Lokalmundarten ),
3) stдdtische Halbmundarten und Umgangssprache.
Die wichtigste Existenzform der deutschen Gegenwartssprache ist die
deutsche nationale Literatursprache ( Hochdeutsch, Hochsprache ). Sie ist
in den deutschsprachigen Staaten die Sprache der schцnen Literatur und
Kultur , der Wissenschaft , der Presse, des Rundfunks und des Fernsehens ,
die Amtssprache und Schulsprache, die Sprache des цffentlichen Verkehrs und
auch die gepflegte Sprache des privaten Umgamgs ( die literatursprachliche
Alltagssprache ).
In den deutschsprachigen Lдndern weist die deutsche Literatursprache
gewisse Eigenheiten im Wortschatz , in der Aussprache , in Wort - und
Formenbildung auf.
- 1 -
Man unterscheidet nationale Varianten der deutschen Literatursprache
Deutschlands , Цsterreichs und der Schweiz. So sagt man in Цsterreich
Jдnner fьr Januar, Kleider -kasten fьr Kleiderschrank. In der Schweiz heiЯt
es Rundspruch fьr Rundfunk, anlдuten fьr anrufen u. a. m. ( s. Mo. S.24 )
Deutsche Territorialdialekte sind die дlteste Existenzform der deutschen
Sprache. Sie haben sich im mittelalterlichen Deutschland gebildet. Heute
sind sie in schnellem Rьckgang begriffen. Man teilt die deutschen
Territorialdialekte in Niederdeutsch ( Platt- deutsch ) und Hochdeutsch
ein , Hochdeutsch gliedert sich in Mitteldeutsch und Ober-deutsch unter. (
Karte der deutschen Dialekte ).
Dialekt oder reine Mundart wird heutzutage nur von den дltesten Leuten in
Dцrfern und
gebirgigen Gegenden gesprochen.
Also hat der Terminus " Hochdeutsch " zwei Bedeutungen :
1) hochdeutsche Dialekte ( Mitteldeutsch und Oberdeutsch )
2) Hochsprache zum Unterschied von den Mundarten und von der
Umgangssprache. Stдdtische Halbmundarten und Umgangssprache stehen zwischen
der Literatursprache
und Lokalmundarten ( Territorialdialekten ). Sie sind eine weit verbreitete
Sprachform. Die stдdtischen Halbmundarten bilden sich in der
frьhbьrgerlichen Zeit mit dem Aufkom men und mit dem Wachstum der Stдdte
durch Sprachmischung und Sprachausgleich heraus. Sie haben die primдren
Merkmale der Mundarten eingebьЯt (beseitigt ) und nur die sekundдren, die
weniger auffдlligen Besonderheiten der heimischen Mundarten beibehalten,
z.B. im Berlinischen heiЯt es " Jans " fьr " Gans ", oder " Kopp " fьr "
Kopf ".
Heutzutage sind groЯlandschaftliche Umgangssprachen bzw.
Ausgleichssprachen
( z.B. Obersдchsisch, Berlinisch, Pfдlzisch, Bairisch, Schwдbisch,
Wьrttembergisch u.a.m. ) die Hauptarten der Umgangssprache nicht nur in den
stдdtischen und Industrie- gebieten, sondern auch auf dem Lande. Sie
existieren parallel zur literatursprachlichen Alltagsrede und unterscheiden
sich von ihr durch grцЯere oder geringere landschaftliche Fдrbung.
3. Verwandschaftsbeziehungen der deutschen Sprache.
Die deutsche Sprache gehцrt zum germanischen Sprachzweig der
indoeuropдischen Sprachfamilie.
Die Verwandtschaft der germanischen Sprachen beruht auf gemeinsamer
Abstammung von den Stammesdialekten der alten Germanen. Sie lebten um die
Mitte des I. Jahrtausends vor unserer Zeitrechnung rund um die westliche
Ostsee, zwischen der Oder und der Elbe, in Jьtland und in Skandinavien und
waren in einige groЯe Stammesverbдnde zusammengeschlossen. Mit dem Wachstum
der Stдmme vollzog sich ihre Aufspaltung und das brachte noch vor Beginn
unserer Zeitrechnung die sprachliche Aufspaltung herbei. Aus den
germanischen Stammesdialekten bildeten sich spдter mehrere germanische
Sprachen.
Man gliedert die altgermanischen Sprachen in drei Gruppen :
1) nordgermanische ( oder skandinavische ) Sprachen, ( Altschwedisch,
Altnorwegisch,
Altislдndisch );
2) westgermanische Sprachen ( Altenglisch, Althochdeutsch,
Altniederlдndisch, Alt-
friesisch );
3) ostgermanisch ( Gotisch als Sprache bestand zum 7. Jahrhundert ).
Heutzutage unterscheidet man zwei Gruppen von germanischen Sprachen :
nordgermanische ( skandinavische ) Sprachen :
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1. Schwedisch
2. Dдnisch
3. Norwegisch
4. Islдndisch
5. Fдrцisch ( die Sprache der Fдrцer, wird auf den Fдrцen - Inselgruppe im
Nordatlantik
- gesprochen )
westgermanische Sprachen :
1. Deutsch
2. Englisch
3. Niederlдndisch
4. Friesisch ( in den Niederlanden , Niedersachsen in der BRD, auf den
Friesischen
Inseln )
5. Afrikaans ( eine der Staatssprachen der Republik Sьdafrika, neben
Englisch )
Die Verwandschaft der germanischen Sprachen kann man auch heute trotz
jahrhun-derte langer eigenstдndiger Entwicklung feststellen. Sie kommt :
a) im gemeingermanischen Wortschatz, b) in der Morphologie, c) in der
Wortbildung zum Ausdruck.
a) Der gemeingermanische Wortschatz, z.B. :
d. Vater Wort bringen
e. father word bring
nl. vader woord brengen
schw. fader ord bringa
b) Der Ablaut der starken Verben, z.B. :
d. trinken - trank - getrunken
e. drink - drank - drunk
nl. drinken - dronk - gedronken
schw. dricka - drack - drucken
c) Wortbildunssuffixe :
d. - schaft - Freundschaft
e. - ship - friendship
nl. - schaЯ - vriendschaЯ
schw. - skaЯ - vдnskap
4. Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte.
Die Geschichte der deutschen Sprache lдЯt sich in einige Perioden
gliedern. Kriterien dafьr sind :
a) Wandel des Sprachkцrpers, d.h. Wandlungen im phonologischen System,
in Formenbestand, Wortbildung und Wortschatz, die sich im Laufe von
Jahrhunderten all-mдhlich anhдufen und betrдchtliche Verдnderungen in der
Sprache hervorrufen.
b) Wandel der Existenzformen der Sprache : ob die Sprache nur in
gesprochener Form existiert oder auch ein Schrifttum besitzt, ob sie nur in
Form von Mundarten lebt oder auch ьbermundartliche Existenzformen hat.
Die дltesten deutschen Schriftdenkmдler stammen aus dem VIII. Jh. Die
Geschichte der deutschen Sprache wird also seit dem Beginn der sprachlichen
Ьberlieferung bis zur Gegenwart in folgende Perioden gegliedert :
Althochdeutsch (Ahd ) - von 750 bis um 1050;
Mittelhochdeutsch ( Mhd ) - von etwa 1050 bis um 1350 ;
Frьhneuhochdeutsch ( Fnhd ) - von etwa 1350 bis um 1650 ;
Neuhochdeutsch ( Nhd ) - von etwa 1650 bis zur Gegenwart.
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Thema II. Vorgeschichte der deutschen Sprache
Plan
1. Die alten Germanen und ihre Sprachen.
2. Urgermanisch.
3. Urgermanische phonologische Neuerungen. Die Akzentverschiebung.
Die erste ( I ) germanische Lautverschiebung
Das Vernersche Gesetz
Der traditionelle grammatische Konsonantenwechsel
1. Die deutsche Nationalitдt ist aus den westgermanischen GroЯstдmmen im
frьhen Mittelalter hervorgegangen . Deshalb mьssen wir zuerst ьber die
alten Germanen und
ihre Sprache sprechen.
Die Germanen sind aus einer Gruppe von urindoeuropдischen Sippen und
Stдmmen entstanden. Die Entwicklung des germanischen Volkstums mag im
dritten Jahrhundert v.u.Z. begonnen haben. Um diese Zeit lebten die
Germanen in Sьdskandinavien, an der Ostseekьste, auf der Halbinsel Jьtland
und im Raum der Elbmьndung. Hier hat sich im Laufe der jahrtausendelangen
Sonderentwicklung, vermutlich zwischen 3000 - 1000
v.u.Z. ein besonderer Sprachtyp, die germanische Grundsprache oder das
sogenannte Urgermanisch herausgebildet.
Die alten Germanen waren ein Hirten- und Jдgervolk. Sie brauchten neue
Gebiete fьr ihre Viehzucht und so wanderten sie im ersten Jahrhundert
v.u.Z. bis an den Rhein und an die untere Donau. In dieser Zeit kamen die
barbarischen Stдmme der Germanen in Berьhrung mit der antiken Welt. Es kam
auch zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Germanen und Rцmern.
Aus dieser Zeit stammen die ersten schriftlichen Ьberlieferungen ьber die
germanischen Stдmme des Altertums. Sie finden sich in den Werken
griechischer und rцmischer Schriftsteller aus der Zeit zwischen dem IV. Jh.
v.u.Z. ( der griechische Geograph und Astronom Pytheas aus Massilia ) und
dem I.-II Jh. u.Z. ( das berьhmte Werk des rцmischen Geschichtsschreibers
Tacitus " Germania ", die Weltgeographie des Ptolomдus ). Seht
aufschluЯreich ist das Werk des rцmischen Feldherrn Gaius Julius Cдsar (
100 - 44 v.u.Z. ) " Gallischer Krieg " ( 52 v.u.Z. ).
Aus dem ausfьhrlichen Bericht Cдsars erfahren wir, daЯ die Germanen im I.
Jh. v.u.Z. noch unter den Verhдltnissen einer festgefьgten
Gentilgesellschaft lebten, einer patriarchalichen Sippe. Die Sippen
schlossen sich in zahlreiche grцЯere Stдmme zusam-
men. Sie hieЯen Gimbern, Teutonen, Herusker, Batawer, Brukterer, Hatuarii
u.a.m. An der Spitze der Sippe stand der Sippenvorsteher ( germ. kuning -
Kцnig ). Aus den Sip-
penvorstehern bildete sich der Stammesrat. Fьr Kriegszьge und Kriegsfьrung
wurden auЯerdem Heeresfьhrer ( germ. herizogo ) gewдhlt.
Um das Jahr 100 u.Z. lebten die Germanen in folgenden Siedlungsgebieten :
- in Skandinavien ( dort lebten die Nordgermanen oder die Skandinavier )
- an der Ostseekьste und an der unteren Wisla ( die Goten, die Burgunden,
die Wanda-
len, d.h. die Ostgermanen.
- zwischen der Elbe und dem Rhein ( Ingwдonen, Istwдonen, Herminonen, d.h.
West-
germanen ).
Dementsprechend unterscheidet man drei Gruppen der altgermanischen
Sprachen :
nordgermanische oder skandinawische Sprachen
ostgermanische Sprachen ( Gotisch )
westgermanische Sprachen
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In den ersten fьnf Jahrhunderten u.Z. wanderten die Germanen in die
neuen Wohngebiete zwischen Donau, Rhein und Nordmeer, spдter in Sьdeuropa
und Nordafrika ein. Diese Zeit ist als Zeit" groЯer Vцlkerwanderung "
bekannt. F. Engels hat sie in seinem Werk " Zur Urgeschichte der Deutschen
" ausfьhrlich geschildert.
2. Wie schon gesagt, wird die Sprache der alten Germanen als Urgermanisch
bezeichnet.
Das Urgermanische war eine mehr oder weniger einheitliche Sprache oder
vielmehr ein Kontinuum von engverwandten Dialekten. Diese Dialekte waren
schriftlos.
Vom Sprachkцrper des Urgermanischen besitzen wir keine Zeugnisse. Doch
kцnnen die wichtigsten Charakterzьge des Urgermanischen rekonstruiert
werden, z.B. der Wortschatz.
Verwandtschaftsnamen :
d. Mutter - ahd. muoter, as. modar, ae. moder - russ. мать, матери, lat.
mater, griech. meter.
d. Vater - ahd. fater, got., as. fadar, ae. f dar - lat. pater, griech.
pater, ai. pitar.
3. Das Urgermanische besaЯ bestimmte Neuerungen im Wortschatz, in der
Formenbildung und im phonologischen System. Zu den wichtigsten Neuerungen
im phonologischen System des Urgermanischen gehцren die Akzentverschiebung
und die
I. germanische Lautverschiebung.
1) Die erste oder germanische Lautverschiebung ( das Grimmsche Gesetz ) ist
ein durchgreifender Wandel im Konsonantensystem, der sich im Urgermanischen
vermutlich im Zeitraum von 2000 bis 1000 v.u.Z. vollzogen hat. Diese
phonetische Erscheinung wurde 1882 von dem deutschen Wissenschaftler Jakob
Grimm erforscht. Unter dem Terminus " Verschiebung " verstand J. Grimm die
teilweise Verдnderung der Artikulationsstelle der indoeuropдischen
stimmlosen und stimmhaften Konsonanten (Explosivlaute ). Man unterscheidet
drei Akte in der I. germanischen Lautverschiebung :
- 1. Die i/e stimmlosen Explosivlaute p, t, k wurden im Urgermanischen zu
stimmlosen Frikativlauten f, p, h; z.B.
sanskr. = ai. pitar, griech. pater, lat. pater - got. fadar,ae. father,
ahd. fater.
griech. treis, lat. tres, русс.три -got. preis, as. thria, ae. three.
griech. kardia, lat. cor - got. hairto, as. herta, ahd. herza.
- 2. Die i/e stimmhaften Explosivlaute b, d, g wurden im Urgermanischen zu
stimmlosen p, t, k,
z.B. русс. яблоко -engl. apple; русс.слабый -nieddt. slap.
lat. duo, русс. два- got. twai, e. two
lat. jugum, русс. иго - got. juk, aisl. ok "Joch "
- 3. Die i/e stimmhaften behauchten Explosivlaute bh, dh, gh wurden im
Urgermanischen zu stimmlosen unbehauchten Frikativlauten ( b, d, g.) oder
zu stimmhaften unbehauchten Explosivlauten b, d, g, dh. bh> b> b, dh> d> d,
gh>g> g z. B. :
sanskrit= ai. bhratar, русс. брат - got. bropar, as. brothar, e.
brother,
ahd. bruodar
ai. rudhiras, tschech. rudy ( rot) , русс. рудой, рыжий - got. raups,
Gen. raudis, ahd. rot.
ai. stighnomi, русс. настигаю,griech. steicho - got. steigan, ahd.
stigan
2) Das Vernersche Gesetz.
Aber die i/e stimmlosen Explosivlaute p, t, k wurden zu stimmlosen f,
p, h, nur wenn
der Wortakzent unmittelbar auf dem Vokal vor diesen Explosivlauten lag,
also :
- f, - p, - h. In allen anderen Fдllen wurden sie stimmhaft , also :
- 5 -
f, p, h > b, d, g, spдter b, d, g in : - - b, b - >b, - - d - > d; - - g, g
- >g
Diese GesetzmдЯigkeit formulierte 1877 der dдnische Gelehrte Karl Werner
und sie wird das Vernersche Gesetz genannt.
z.B. русс. свёкор - ahd. swehur
aber свекровь ahd. swigar.
So kann Karl Verner zu der SchluЯfolgerung, daЯ wдhrend der I.
Lautverschiebung der Wortakzent im Urgermanischen noch frei wie im
Indoeuropдischen war.
Derselbe akzentbedingte Wandel betraf das urgermanische S , das zum
stimmhaften
[ Z ] wurde, wenn nicht der unmittelbar vorausgehende Vokal den Akzent
trug, also - s,
aber - - z, - z -.
Spдter wurde z zu r. Diesen Wandel nennt man den Rhotazismus ( vom griech.
ro = r ),
und so wechseln s und r, z.B.
ahd. wesan - was - warum ср. Андрей - Анджей
nhd ( wesen) - war - waren Анри - Анжей
3) Der grammatische Wechsel. Da der Akzent im Indoeuropдischen und im
frьhesten rgermanisch = frei, beweglich war, lag er ( der Wortakzent ) bald
auf dem Wur-zelmorphem, bald auf dem Flexionsmorphem bzw. auf dem affixalen
Morphem. Deshalb wirkte das Vernersche Gesetz nur auf einen Teil der
Wortformen bzw. der Wцrter einer Wortfamilie. Dadurch entstand der sog.
grammatische ( Konsonanten )-Wechsel, d.h. der Wechsel stimmloser und
stimmhafter Frikativlaute f, p, h, s / b, d, g, z.
Dieser Wechsel blieb auch in den germanischen Einzelsprachen nach der
Festlegung des Akzents auf der ersten (Wurzel)silbe erhalten. So hat z.B.
das Deutsche den grammatischen Wechsel :
f / b > : die Hefe - heben
ahd. hefe - heffen - huob - um - gehoben
darben - bedьrfen
p > d > d / d > t :
schneiden - schnitt - geschnitten
der Schneider - der Schnitter
h / g > g :
ziehen - zog - gezogen
s / z > r :
war - gewesen; verlieren - der Verlust,
frieren - der Frost.
4) Die Akzentverschiebung . Eine wichtige Neuerung des Urgermanischen war
auch der Wandel der Akzentverhдltnisse. Das Indoeuropдische hatte einen
freien, beweglichen Akzent. DaЯ auch das дlteste Urgermanisch einen freien
Akzent haben muЯte, geht aus dem Vernerschen Gesetz hervor. Doch vermutlich
noch wдhrend des Ablaufs der germanischen Lautverschiebung hat sich im
Urgermanischen der Ьbergang zur Anfangsbetonung vollzogen, die alle
altgermanische Sprachen aufweisen ( haben ).
Die Festlegung des Akzents auf die erste ( Wurzel -)silbe des Wortes
hatte weitgehende Folgen fьr die weitere Entwicklung des phonologischen
Systems und der morphologischen Struktur der germanischen Einzelsprachen.
Die Festlegung des Akzents auf die erste Silbe fьhrte im Deutschen :
- zu der Abschwдchung der verschiedenen unbetonten Vokale zu [ 8 ]
- zu der Reduzierung der Silbenanzahl in der Wortstruktur, zu der
Vereinfachung der
Kasusflexionen der Substantive und der Personalendungen der Verben.
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- und als Folge dessen entstand spдter im Deutschen die obligatorische
Zweigliedrig -keit im Satz ( Subjekt - Prдdikat ). z.B.:
Beispiele fьr die Abschwдchung der unbetonten Vokale
ahd. machota > mhd. machete - nhd. machte
herizogo > herzoge - Herzog
menisco > mensche - Mensch
diutisc > diutsch - deutsch
sconi > schцne - schцn
1. gibu - ich gebe
2. gibis - du gibst
3. gibit - er gibt
1. gebames - wir geben
2. gebet - ihr gebt
3. gebaut - sie geben
Thema III. Das Werden der deutschen Sprache.
Plan
1. Die Herausbildung der deutschen Nationalitдt.
2. Das Wort " deutsch ".
1. Die deutsche Nationalitдt ist aus den westgermanischen GroЯstдmmen der
Franken, Bayern, Alemannen, Thьringer und Sachsen in der Zeit vom V-VI Jh.
bis zur Mitte des XI. Jahrhunderts hervorgegangen. Eine fьhrende Rolle bei
der Herausbildung der deutschen Nationalitдt spielten auf der Anfangsstufe
dieses Prozesses die Franken. Nach der Eroberung der rцmschen Provinz
Gallien grьndeten die Franken 486 das Frankenreich, das die frдnkischen
Territorien цstlich des Rheins und das neueroberte Gallien vereinigte. Hier
beginnt die intensive Enwicklung der feudalen Gesellschaft. 496 nehmen der
frдnkische Kцnig Chlodwig und der Adel das Christentum an. Die Sprache des
katholischen Gottesdienstes, das Latein, wird auch zur Amtssprache des
Staates. Das Frankenreich besteht bis zur Mitte des IX. Jahrhunderts. Es
erlebt seine Blьtezeit in der spдtfrдnkischen Zeit, unter Karl dem GroЯen
aus dem Geschlecht der Karolinger ( 724 - 814 ). Unter Karl dem GroЯen
breitet sich das Frankenreich auf das Territorium vieler europдischer
Lдnder aus.
Der ZusammenschluЯ der Franken, Alemannen, Bayern, Thьringer und Sachsen
im frдnkischen GroЯreich legte den Grundstein zu ihtem Zusammenwachsen zu
einer Nationalitдt. Doch konnte dieser ProzeЯ im Rahmen des Frankenreiches
nicht abgeschlossen werden. Das Frankenreich war ein mehrsprachiger,
ethnisch bunter, lockerer Staat, der keine einheitliche цkonomische Basis
besaЯ und schwach zentralisiert war.
Ein entscheidener Schrift zur endgьltigen Herausbildung der deutschen
Nationalitдt
war die Aufteilung des karolingischen GroЯreichs unter den Enkeln Karl des
GroЯen,
die Trennung seines westlichen ( franzцsischen ) Teils von dem цstlichen (
deutschen ) und die Abgrenzung in Sprachgruppen.
Durch den Vertrag von Verdun im Jahre 843 entstanden 3 Reiche :
1. Karl der Kahle erhielt das Ostfrдnkische Reich ( das spдtere
Frankreich );
2. Ludwig der Deutsche erhielt das Ostfrдnkische Reich ( das spдtere
Deutschland);
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3. Lothar erhielt das Mittelreich ( Italien und das Gebiet zwischen dem
Rhein, der Schelde und der Rhone, das spдter nach ihm Lotharingien benannt
wurde ).
Von der sprachlichen Teilung, die sich nach der Aufspaltung des
frдnkischen GroЯreichs vollzogen hatte, gibt eine Vorstellung das
Schriftdenkmal " Die StraЯburger Eide ". Dieses Dokument entstand 842. Es
enthдlt den Text des Eides Karls des Kahlen und Ludwig des Deutschen und
ihrer Heere, womit sie ihre Bundesgenossenschaft im Kampf gegen Lothar
beschwцren muЯten. Wie alle Dokumente jener Zeit wurde er in lateinischer
Sprache abgefaЯt. Damit aber beide Heere den Eid verstehen konnten, wurde
er auch in zwei heimische Sprachen ьbertragen : in rцmisch ( d.h.
altfranzцsisch ) und in rheinfrдnkisch ( eine ahd. Mundart ).
2. Das Wort "deutsch ".
Der aus dem Osrfrдnkischen Reich hervorgegangene deutsche Staat
wurde im 9. Jahrhundert vorwiegend Teutonia, " das Teutonische Reich "
genannt. In vielen lateinischen Quellen finden sich in derselben Bedeutung
auch die Bezeichnungen Germania, Germani, germanikus. Das Wort " deutsch "
tritt zuerst 786 in lateinischer Form "theodiscus als Bezeichnung der
Sprache auf . Belegt ist um 800 auch der Ausdruck Teudisca lingua. Es heiЯt
zuerst " vцlksmдЯige Sprache " vom got piuda, ahd. diot "Volk" und
bezeichnet eine beliebige germanische Sprache gegenьber dem Latein. Im
Frankenreich bekommt es dann die eigentliche Bedeutung " deutsche ", wobei
die zwei heimischen Sprachen des Reiches als Teudiska und Romana lingua
einander gegenьbergestellt werden; " deutsch " wird also zum Synonym von
teutonicus "Teutonisch ". Um 1000 trifft man schon im deutschen Text die
Bezeichnungen diutiskiu liute und diutisciu lant, woraus im XV-XVI
Jahrhundert die Zusammensetzung Teutschland, Deutschland .
Thema IV.
Althochdeutsch ( 770 - 1050 )
Plan
1. Die althochdeutschen Territorialdialekte.
2. Die Sprachdenkmдler des Althochdeutschen.
3. Die Existenzform der Sprache in der althochdeutschen Zeit.
1 Die ahd. Periode umfaЯt ca. drei Jahrhunderte, also von 770 bis 1050.
770 ist der Anfang des deutschen Schrifttums. Das deutsche Schrifttum
diente in erster Linie den Bedьrfnissen der christlichen Missionierung und
des Lateinunterrichts [ vom lat. missio = schicken - die Missionierung ist
eine Tдtigkeit, die die Verbreitung einer Religion, hier des Christentums
dient ].
Aus dem Lateinischen wurden in die heimischen Territorialdialekte
Glaubensbekennt -nisse, Gebete und theoretische Traktate ьbersetzt.
Althochdeutsch ist ein Terminus fьr die Bezeichnung des frьhesten
Deutsch. Darunter versteht man die Sprache der althochdeutschen Stдmme, die
das mittlere und sьdliche
Deutschland im frьhen Mittelalter bewohnt haben ( Franken, Alemannen,
Bayern ).
Im Ahd. unterscheidet man zwei Gruppen von Territorialdialekten :
Mitteldeutsch und Oberdeutsch. Die Grenzen der ahd. Territorialdialekte
wurden von den Herzogtьmern bestimmt, die gegen Ende des IX. Jahrhunderts
und zu Beginn des X. Jahrhunderts im Ostfrankenreich entstanden waren und
im Deutschen Reich fortbestanden.
- 8 -
Zu den oberdeutschen Dialekten gehцren :
1. Bairisch
2. Alemmanisch
3. Oberdeutsches Frдnkisch a) Sьdfrдnkisch
b) Ostfrдnkisch
Zu den mitteldeutschen Territorialdialekten zдhlt man :
1. Mitteldeutsches Frдnkisch a) Rheinfrдnkisch
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